Der Begriff Stromgestehungskosten beschreibt die anfallenden Kosten bei der Umwandlung einer bestimmten Energieform in elektrischen Strom. Dies betrifft in erster Linie die Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien, wie der Sonnen- oder Windenergie. Besonders interessant sind die ermittelten Daten für die Politik sowie für private und industrielle Betreiber*innen von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen.
Die internationale Bezeichnung für Stromgestehungskosten, auch Stromerzeugungskosten genannt, lautet Levelized Cost of Electricity (LCoE). Die Abkürzung LCoE findet häufig Verwendung.
Alle anfallenden und laufenden Kosten werden zu einer Gesamtsumme addiert. Dabei spielen verschiedene Faktoren, wie unter anderem die Laufzeit, eine wichtige Rolle. Doch damit ist die Berechnung nicht abgeschlossen: Im letzten Schritt wird die Summe durch den Ertrag an Strom geteilt. Das Ergebnis wird folglich in Dollar oder Euro pro Kilo- oder Megawattstunde angegeben.
Vor allem folgenden Kosten spielen bei den Stromgestehungskosten eine Rolle:
- Kapital- und Investitionskosten: umfassen Zinskosten bei Fremdkapital und Verlust von Zinserträgen bei Eigenkapital
- Anschaffungs- und Installationskosten: alle Kosten für Planung, Hardware und Installation
- Betriebs- und Personalkosten: alle Kosten für Service, Wartung, Reparaturen und Kontroll- sowie Reinigungsarbeiten
- Gegebenenfalls Brennstoffkosten: Kosten für die Beschaffung von fossilen Energieträgern oder Brennstäben, falls es sich nicht um erneuerbare Energien handelt
Die ermittelten Werte dienen vor allem dem Vergleich der Kosten bei der Produktion von Strom, zum Beispiel aus erneuerbaren Energien. Wer die Kosten analysiert und vergleicht, findet schnell die günstigste Art der Stromerzeugung.
Außerdem ist auch der Vergleich der Werte mit den Kosten aus der Verbrennung konventioneller Rohstoffe wie fossiler Energien und Atomkraft möglich. Dadurch lässt sich abschätzen, ob sich die Energiewende auch in Kostenfragen lohnt.
Private Betreiber*innen von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien können mittels Stromgestehungskosten zudem abschätzen, wie sehr sich der Eigenverbrauch des produzierten Stroms im Vergleich zur vergüteten Einspeisung lohnt. Das gibt Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit.
Trotz ihrer hohen Aussagekraft eignen sich LCoE insbesondere für Investoren nicht uneingeschränkt dazu, die ökonomische Sinnhaftigkeit eines Windparks oder einer Solaranlage vorherzusagen. Das größte Problem ist, dass die Berechnung keine zusätzlichen Interessen von Investoren berücksichtigt. Es handelt sich um eine faktenbasierte Betrachtung auf mathematischer Basis ohne Einberechnung der Umsätze. Potentielle Investoren könnten trotz günstiger Stromgestehungskosten also abspringen, wenn sich das Projekt nicht lohnt.
Für private Betreiber*innen von PV-Anlagen bleiben die Stromgestehungskosten aber eine gute Möglichkeit, die Kosten des eigenen Solarstroms mit den regulären Strompreisen zu vergleichen und sich so der Wirtschaftlichkeit der (potenziellen) Anlage zu vergewissern.
Die Stromgestehungskosten im PV-Bereich sind in der Vergangenheit stark gesunken. So kostete eine Kilowattstunde im Jahr 2007 noch rund 50 Cent. Im Jahr 2011 lag der Wert nur noch bei rund der Hälfte und entsprach damit bereits den Kosten für gewöhnlichen Haushaltsstrom. Die Kosten sind bis heute noch weiter gesunken, während die regulären Stromkosten rasant anstiegen:
Laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme (ISE) zahlst Du je nach Größe Deiner Aufdachanlage und je nachdem, ob Du einen Stromspeicher hast, oder nicht, etwa 5 – 20 Cent pro erzeugte Kilowattstunde.
Damit sparst Du einiges im Vergleich zu den regulären Stromkosten von weit über 37 Cent pro bezogener Kilowattstunde: Mehr als 30 Cent Ersparnis pro Kilowattstunde sind drin! Das summiert sich im Laufe der Lebenszeit Deiner PV-Anlage auf eine beachtliche Summe.
Es besteht ein großes Potential, die Stromgestehungskosten zu senken. Teilweise geschieht das ohne gezielte Maßnahmen, sondern schlicht aufgrund der Marktgegebenheiten.
Je mehr Anbieter*innen ein Produkt anbieten, desto höher der Druck durch den Wettbewerb. Als Folge kommt es zu rasch sinkenden Stromgestehungskosten. In Sachen Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) sorgen vor allem Hersteller aus China für großen Wettbewerb. Ihre Module sind in der Regel deutlich günstiger als deutsche Produkte. Dadurch beherrschen sie den Markt und sorgen dafür, dass auch deutsche Hersteller ihre Preise anpassen müssen.
Daneben unterstützt der Staat Solarstromproduzenten mit der sogenannten Einspeisevergütung. Diese soll die Integration auf dem Markt erleichtern, wenn die Konkurrenz besonders groß ist. Durch ihren degressiven Charakter sinkt die Höhe der Einspeisevergütung jedoch schrittweise. Das zwingt die Produzenten dazu, die Produktion unter effizienteren und kostengünstigeren Bedingungen durchzuführen, was die Höhe der Stromgestehungskosten weiter reduziert.
Auch der Standort der Anlage entscheidet über die konkrete Höhe der Stromgestehungskosten. Je sonniger der Standort, umso geringer sind tendenziell die Stromgestehungskosten einer Photovoltaikanlage.
Erfahrungsgemäß sinken die Kosten für neue Technologien zudem mit der Zeit, da sie mit zunehmender Entwicklung effizienter und leistungsfähiger werden.
Stromgestehungskosten spielen eine große Rolle im Bereich der erneuerbaren Energien. Die Werte eignen sich nicht nur hervorragend, um zu vergleichen, wie teuer verschiedene regenerative Energiearten sind: Als Besitzer*in einer Photovoltaikanlage kannst Du die Entstehungskosten des eigenen Solarstroms mit den regulären Strompreisen vergleichen, um die Wirtschaftlichkeit Deiner Anlage einzuschätzen. Die Stromgestehungskosten in der Photovoltaik sind aktuell deutlich niedriger als reguläre Strompreise beim Energieversorger – und eine eigene PV-Anlage damit äußerst attraktiv.